„Besondere Zeiten erfordern besondere Bündnisse“ – aber keine Querfront!

Kritik am Bündnis von FfF, P4F und AbL mit dem reaktionären LSVD

Wir, Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung, sind enttäuscht, dass Fridays for Future (FfF), Parents4Future (P4F) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ein Bündnis mit Landwirtschaft verbindet Deutschland (LSVD) eingeht.

Wir finden den Protest gegen das EU-Mercosur-Abkommen berechtigt und finden es klasse, dass sich Akteur*innen zusammen tun mit dem Ziel, einen Abschluss des Abkommens zu verhindern.

An dem Bündnis mit LSVD haben wir allerdings grundlegende Kritik (Belege siehe unten):

1. LSVD ist rechtsoffen.

2. LSVD arbeitet mit Verschwörungsrhetorik, Hetze und Falschaussagen.

3. LSVD bagatellisiert oder leugnet ökologische Krisen inklusive Klimakrise und insbesondere den Anteil, den die Landwirtschaft an diesen Krisen hat.

 

So wichtig die Kritik am EU-Mercosur-Abkommen ist, sollte das nicht dazu führen, eine Querfront mit LSVD oder anderen rechtskonservativen und regressiven Akteuren einzugehen. Gerade in Zeiten erstarkender rechter Strömungen braucht es eine klare Kante gegen Rechts und strategische Falschaussagen.

Wenn „Besondere Zeiten erfordern besondere Bündnisse“ meint, Bündnisse mit rechtsoffenen Gruppen einzugehen, ist das ein Schlag ins Gesicht all derer, die dagegen ankämpfen, dass Klimaschutz und Gerechtigkeitsfragen gegeneinander ausgespielt werden. Klimaschutz und insbesondere Klimagerechtigkeit werden wir im Bündnis mit Organisationen wie dem LSVD sicher nicht erreichen.

Solidarisch-kritische Grüße
Klimagerechtigkeits-Aktivist*innen aus verschiedenen Gruppen, unter anderem aktiv im Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie und EndeGelände-Ortsgruppen.

 

Kontakt E-Mail-Adresse: keine-querfront-mit-lsvd@systemli.org

Weitere Infos zum EU-Mercosur-Abkommen: https://www.fdcl.org/2023/05/solidaritaet-gleichheit-kooperation-und-nachhaltiger-handel-eine-alternative-zum-eu-mercosur-abkommen/

 

Belege

1. Rechtsoffenheit

– Anthony Lee, prominenter Sprecher des LSVD, fällt wiederholt durch rechte Äußerungen und Zusammenarbeit mit der AfD auf. https://taz.de/Rechtsradikale-und-Agrarproteste/!5920354/, https://taz.de/Protestbewegung-gegen-Umweltschutz/!5805034/

– Auch ist sich LSVD nicht zu schade, bei Tichys Ausblick, dem Video-Format des rechten Onlinemagazins Tichys Einblick aufzutreten. https://www.youtube.com/watch?v=_xEh6-uRxrU (Wer sich ein Bild über Tichys Einblick machen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Tichys_Einblick)

– Während der Bauernproteste 2020, die von der Vorgängerorganisation des LSVD ins Leben gerufen wurden, wurden rechte Slogans und Symbole wie etwa die Landvolk-Flagge eingesetzt. Jan-Henning Dircks, der immer noch als Sprecher von LSVD agiert und regelmäßig auf dem YouTube-Kanal von LSVD zu sehen ist, hat die Nutzung der Flagge stets vehement verteidigt.  https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Bauern-protestieren-mit-vorbelastetem-Symbol,bauernproteste140.html, https://www.facebook.com/unserLandleben/videos/jann-henning-dircks-zu-den-verwerfungen-der-letzten-tage-dazu-der-kommentar-eine/1031489510599802/

– Diese braunen Bündnisse und rechten Tendenzen hatten bereits in den Vorgängerorganisationen des LSVD Tradition: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/v%C3%B6lkische-symbole-und-rechte-b%C3%BCndnisse-auf-bauernprotesten. Eine Abgrenzung oder Aufarbeitung hat hierzu durch LSVD unseres Wissens nach nie stattgefunden. Im Grunde geht es einfach nur so weiter wie vor 3 Jahren, mit bürgerlicherem Anstrich.

 

2. Verschwörungsrhetorik, Hetze und Falschaussagen

– Auf dem YouTube-Kanal von LSVD wird behauptet, die Letzte Generation wären von der Regierung und den USA finanzierte Terroristen. https://www.youtube.com/watch?v=AODeOUFjmY8

– In Videos von der LSVD tritt Jan-Henning Dircks auf, der 2021 gegen Klimagerechtigkeitsaktivisten gehetzt und zu Gewalt aufgerufen hatte („Nehmt Vorschlaghammer, Akkuflex und Bolzenschneider mit. Und dann stehen wir zusammen und dann lassen wir uns das nicht gefallen und dann ist endlich mal gut in dieser Gesellschaft, in dieser Bananenrepublik.“).  https://taz.de/Jann-Henning-Dircks-unter-Verdacht/!5723647/, https://www.spiegel.de/panorama/justiz/nehmt-vorschlaghammer-akkuflex-und-bolzenschneider-mit-a-dca89112-1a91-4637-802f-8baad2d4d898

 

3. Bagatellisierung oder Leugnung ökologischer Krisen inklusive Klimakrise

– Anthony Lee fällt immer wieder durch Relativierung der Klimakrise auf (siehe taz-Artikel oben). Auch in diesem Video von Anthony Lee gibt es Relativierungen der Klimakrise, gewürzt mit der üblichen rechtspopulistischen Rhetorik und als Sahnehäubchen gibt’s am Ende noch das gute alte homophobe Narrativ von queeren Menschen als Gefahr für Kinder, die vor Kindergärten nichts zu suchen haben. Also auch hier wieder Hetze und Falschaussagen. https://www.youtube.com/watch?v=byDS5XmubJQ
– LSVD behauptet, Tierhaltung hätte nichts mit dem Klimawandel zu tun. https://www.youtube.com/watch?v=8_YVBSgkqSQ
. Tatsächlich kommen verschiedenste wissenschaftliche Publikationen auf 10 bis 20% der globalen Treibhausgase, die durch Tierhaltung verursacht werden. Also ein Beitrag, der ähnlich groß oder sogar größer als der des globalen Verkehrs ist. https://thebreakthrough.org/issues/food-agriculture-environment/livestock-dont-contribute-14-5-of-global-greenhouse-gas-emissions
– Oder sie behaupten, Kuhhaltung würde kaum einen Beitrag zu den THG-Emissionen leisten und Methan wäre eigentlich gar nicht so schlimm (eine gefährliche Falschaussage, Methan ist um ein vielfaches klimawirksamer als CO2). https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/8a750db8-81aa-4cb5-8f6e-d7fe72eec70e/Faktencheck-2S.pdf

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